Während die Welt durch vermeintliche interessantere Themen auf angeblich fehlerhafte Apple Produkte, mögliche datenschutzrechliche Probleme bei Facebook oder mutmassliche Verletzung der Persönlichkeitsrechte durch Googles Street View abgelenkt wird, hat sich still und heimlich eine ganz andere Problematik eingeschlichen, um die die deutschen Bürger früher oder später auf keinen Fall herum kommen: der neue Personalausweis in Deutschland.
Ab dem 1. November 2010 werden neue Personalausweise vergeben. Alle bestehenden Ausweise behalten weiterhin ihre Gültigkeit, allerdings werden ab 1.11.2010 nur noch die neuen Dokumente ausgestellt. Wer seinen guten alten Personalausweis weiterhin für 10 Jahre behalten möchte, sollte vor dem 31.10.2010 einen guten Grund finden, sich einen Neuen ausstellen zu lassen.
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Nicht nur der Preis unterscheidet sich (alt: 8 €, neu: rund 29 €), besonders interessant ist die Tatsache, dass die neuen Personalausweise mit den so genannten RFID-Chips ausgestattet sind. Ein Stück digitaler Information, ein elektronischer Fingerabdruck des Inhabers.
Grundsätzlich eine gute Sache – zumindest gut gemeint. Der Chip beinhaltet alle persönlichen Daten des Inhabers, die auch auf dem Ausweis zu lesen sind. Zusätzlich biometrische Daten und eine persönliche Signatur. Der Chip ist berührungslos per Funk erkennbar und kann ausgelesen werden, ohne dass der Besitzer ihn vorlegen muss. Vorteile sind z. B.:
- einfache Zoll- und Grenzkontrollen
- Alterskontrolle wo immer möglich oder nötig
- schnellere Ausweiskontrolle bei Behörden und Ämtern
- persönliche Identifizierung am heimischen PC (Lesegerät notwendig)
Damit entfällt zukünftig die Notwendigkeit, die Daten vom Personalausweis bei Behörden abtippen zu müssen. Wir halten einfach unseren Ausweis hin und sofort werden alle unsere persönlichen Daten übermittelt. Auch am Computer daheim können wir uns damit persönlich identifizieren. Abstimmungen und Wahlen über das Internet sind denkbar und möglich.
Alles, was Vorteile mit sich bringt, hat auch Nachteile. Genau dieses berührungslose Auslesen des Chips im neuen Personalausweis bereitet manchen Leuten Kopfzerbrechen. Anderen bereitet es Spass und Freude, z. B. dem Chaos Computer Club (CCC), welcher es bereits geschafft hat, den Chip auszulesen und damit die darin enthaltenen persönlichen und biometrischen Daten auszuspähen.
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RFID ist ein Quasi-Standard, der nicht für Personalausweise neu erfunden wurde. Zahlreiche Sicherheits- und Türöffnungssysteme arbeiten damit. Die auf den Chips gespeicherten Informationen können aus unterschiedlicher Entfernung durch Lesegeräte abgefragt werden, die elektromagnetische Wellen aussenden. Solche Lesegeräte sind durchaus handelsüblich und sind heutzutage bereits überall in unseren Städten und Gebäuden verteilt.
Natürlich, die persönlichen Informationen auf den Chips in den Personalausweisen sind durch eine PIN verschlüsselt. Aber nicht nur der CCC, auch zahlreiche Universitäten haben es bereits geschafft, diese zu hacken. Durchaus denkbar, dass unsere Daten beim ahnungslosen Einkaufsbummel durch die Stadt ausgelesen und als Bewegungsprofile gespeichert oder anderweitig missbraucht werden.
Sogar in den USA macht man sich inzwischen darüber lustig, dass wir Deutsche zwar keine Bilder unserer Häuser im Internet sehen wollen, zukünftig allerdings permanent alle unsere persönlichen und biometrischen Daten per Funk im direkten Umfeld verbreiten werden. Da könnte man sich gleich ein Schild um den Hals hängen, auf dem Adresse und mehr steht.
Es bleibt abzuwarten, ob der Personalausweis mit dem RFID-Chip wie geplant dieses Jahr noch kommen wird, oder ob noch mehr Sicherheitslücken auftauchen, die von Kriminellen ausgenutzt werden könnten.