Mir ist klar, dass der Vergleich hinkt, aber ich möchte mal aufzeigen, wieviele Atomunfälle es in der Geschichte gab, wie viele Menschen denen (nach offiziellen Angaben) zum Opfer fielen und dies den Flugzeugabstürzen im gleichen Zeitraum gegenüberstellen. Während ich diese Zeilen tippe, kenne ich das Ergebnis noch nicht und bin höchst gespannt.

/EDIT: Wenn ich diesem Artikel nur ein kleines bisschen saubere Recherche-Arbeit zukommen lassen möchte, dann sitze ich noch tagelang an der Liste der Flugzeugabstürze, weshalb ich mich (siehe unten) einstweilen auf die ersten Ereignisse ab 1945 sowie die schlimmsten Katastrophen beschränke. EDIT/

ATOMUNFÄLLE

Zeitpunkt Ort getötet verstrahlt
August 1945 Los Alamos, NM, USA 1 0
Mai 1946 Los Alamos, NM, USA 1 7
Dezember 1952 Chalk River, Kanada n/a n/a
November 1955 Idaho Falls, ID, USA 0 0
September 1957 Kyschtym, Sowjetunion n/a 270.000
Oktober 1957 Windscale/Sellafield, Großbrittanien 40-100 ca. 240
Dezember 1958 Los Alamos, NM, USA 1 0
Juli 1959 Simi Valley, CA, USA n/a n/a
November 1959 Knoxville, TN, USA n/a n/a
Januar 1961 Idaho Falls, ID, USA 2 0
Juli 1964 Charlestown, RI, USA 1 0
1964-1979 Belojarsk, Sowjetunion 0 etliche
Mai 1966 Melekess, Sowjetunion 0 2
Oktober 1966 Monroe, MI, USA 0 0
Januar 1969 Lucens, Schweiz 0 n/a
Mai 1969 Rocky Flats, CO, USA 0 0
1973 Windscale/Sellafield, Großbrittanien 0 35
Februar 1974 Leningrad, Sowjetunion 3 n/a
Oktober 1974 Leningrad, Sowjetunion 0 n/a
1977 Belojarsk, Sowjetunion 0 etliche
Februar 1977 Jaslovské Bohunice, Tschecheslowakei 0 n/a
Dezember 1978 Belojarsk, Sowjetunion 0 8
März 1979 Three Mile Island, PA, USA 0 n/a
1980 Saint-Laurent, Frankreich 0 0
September 1982 Tschernobyl, Sowjetunion 0 n/a
1983 Burnos Aires, Argentinien 1 0
August 1985 Wladiwostok, Sowjetunion 10 29
Januar 1986 Gore, OK, USA 1 100
April 1986 Tschernobyl, Sowjetunion Tausende Hunderttausende
April 1993 Sewersk, Russland 0 n/a
September 1999 Tokai-mura, Japan 35-63 n/a
März 2006 Fleurus, Belgien 0 1
März 2011 Fukushima, Japan n/a n/a
Quelle: Wikipedia, alle Angaben ohne Gewähr

FLUGZEUGABSTÜRZE

Datum Ort Fluggesellschaft/Flugnummer Opfer
28.07.1945 New York City, NY, USA US Air Force 13
26.01.1947 Kopenhagen, Dänemark KLM 22
29.05.1947 New York City, NY, USA 43/53
30.05.1947 Baltimore, USA Eastern Air Lines 53
24.10.1947 Chile British South American Airways 12
08.08.1948 Öresund, Dänemark 28
17.06.1948 Mt. Carmel, USA United Airlines 43
01.08.1948 Atlantischer Ozean, Afrika 52
29.08.1948 Winona, MI, USA Northwest Orient Airlines 37
20.10.1948 Prestwick, Schottland, Großbrittanien KLM 40
04.05.1949 Turin, Italien 31
12.07.1949 Simi Mountains, USA Standard Airlines 0
09.09.1949 Cap Tourmente, Kanada Quebec Airways 23
28.10.1949 São Miguel, Azoren Air France 48
01.11.1949 Washington D.C., USA Eastern-Air-Lines / 537 58
12.03.1950 Sigginston, Großbrittanien 83
05.06.1950 Florida, USA 28
24.06.1950 Lake Michigan, USA Northwest Airlines 58
26.06.1950 York, Australien Australian National Airlines 28
31.08.1950 London, Großbrittanien 28
03.11.1950 Mont Blanc, Frankreich Air India 48
01.12.1950 Chamaran, Iran Iran Airlines 8
16.01.1951 Readan, WA, USA Northwest Orien Airlines 10
30.06.1951 Denver, CO, USA United Airlines 50
24.08.1951 Union City, CA, USA United Airlines 50
16.12.1951 New Jersey, NJ, USA Miami Airlines 56
22.01.1952 Elizabeth, NJ, USA 33+4
11.02.1952 Elizabeth, NJ, USA 30+7
03.03.1952 Nizza, Frankreich Air France 38
22.03.1952 Frankfurt am Main, Deutschland KLM 44
11.04.1952 San Juan, Puerto Rico Pan American World Airways 52
29.04.1952 Rio de Janeiro, Brasilien Pan American World Airways 50
06.12.1952 Kindley Fields, Bermuda 37
20.12.1952 Moses Lake, WA, USA US Air Force 87
25.12.1952 Teheran, Iran Iran Air 27
05.01.1953 Belfast, Nordirland 30
03.03.1953 Karatschi, Indien Canadian Pacific Airlines 11
02.05.1953 Kalkutta, Indien British Overseas Airways Corporation 43
18.06.1953 Tokio, Japan US Air Force 129
12.07.1953 Pazifik Transocean Air Lines 58
01.09.1953 Nizza, Frankreich Air France 49
14.10.1953 Frankfurt am Main, Deutschland Sabena 44
To be continued…
Quelle: Wikipedia, alle Angaben ohne Gewähr

Zwischenmeldung:

Nachdem ich mir jetzt eine ganze Weile die Finger wund getippert habe und noch lange kein Ende in Sicht ist, gebe ich dieses heroische Vorhaben zunächst auf und beschränke mich in der folgenden Liste auf die schwersten Katastrophen in der Geschichte der Luftfahrt – gemessen an der Zahl der Todesopfer.

Datum Ort Fluggesellschaft/Flugnummer Opfer
11.09.2001 New York City, NY, USA
Washington D.C., USA
Pittsburgh, PA, USA
American Airlines 11 / United Airlines 175
American Airlines 77
United Airlines 93
3018
27.03.1977 Teneriffa KLM 583
12.08.1996 Gunma, Japan Japan Airlines 123 520
12.11.1996 Charkhi Dadri Saudi Arabian Airlines + Air Kazakhstan 349
03.03.1974 Paris, Frankreich Turkish Airlines 981 346
23.06.1985 Atlantik Air India 182 329
19.08.1980 Riad, Saudi-Arabien Saudi Arabian 163 301
08.01.1996 Kinshasa, Kongo Air Africa 299
03.07.1988 Zwischen Teheran und Dubia Iran Air 655 290
25.05.1979 Chicago,  IL, USA American Airlines 191 273
21.12.1988 Lockerbie, Schottland, Großbrittanien Pan American World Airways 270
Quelle: Wikipedia, alle Angaben ohne Gewähr

FAZIT?

Mein Fazit bis hierher? Ich habe keines. Ich bin kein Fan von Atomenergie, ich bin allerdings auch kein Gegner. Vielleicht, da ich mich bislang zu wenig mit dem politschen Für und Wider beschäftigt habe. Und nach wie vor glaube ich, dass der Vergleich sicherlich hinkt, weil die Spätfolgen-Opfer von Atomunglücken kaum messbar sind. Dennoch empfinde ich es als äusserst spektakulär, wie viele direkte Todesopfer es durch Flugzeugunglücke gegeben hat. Darüber wird immer für kurze Zeit erschüttert berichtet, Tage später ist alles wieder in Vergessenheit geraten.

Natürlich ist Kernenergie ein gefährliches Geschäft und gerade in von der Natur gebeutelten Gegenden erscheint es mir in höchsten Masse fahrlässig, dort Atomkraftwerke zu errichten. Dennoch – und das stelle ich völlig nüchtern klar – nutzen täglich wohl mehr Menschen Atomstrom als Verkehrsflugzeuge. Gleichwohl ist die Zahl der (unmittelbaren) Atom-Toten niedriger als die Zahl der Toten durch Flugzeugabstürze.

Ich möchte die Nutzung von Atom-Strom nicht rechtfertigen (allerdings auch nicht missbilligen), jedoch würde es mich interessieren, wie eine Rechnung ausschauen würde, wenn man die Zahl der Atom-Strom-Nutzer in einem Jahresmittel über eine Dekade der Zahl der Verkehrsflugzeugpassagiere (ebenfalls in einem Jahresmittel über eine Dekade) gegenüberstellt und dies dann jeweils ins Verhältnis der Unfälle und Opfer setzt.

Wer diese Rechnung aufstellt, bekommt von mir ein Bier. 🙂

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  • …und nicht zu vergessen, dass die Gegenden, in denen ein Flugzeug abstürzt auf hunderte, tausende und mehr Jahre unbewohnbar sind und der ganze Restmüll des Flugverkehrs, der hunderttausende Jahre sicher gelagert werden muss, wofür bis heute kein sicheres Endlager gefunden wurde…

  • Carsten, mein Posting stellt keine Wertung dar, sondern nüchterne Zahlen. Du hast natürlich nicht unrecht, aber ich stelle mich weder auf die Seite der Atom-Gegner noch der -Befürworter.

  • Sorry, aber „nüchterne Zahlen“? Echt nicht… Bin ja wirklich ein Freund von Zynismus und Sarkasmus kann IMO gar nicht zu sarkastisch sein – aber das Aufrechnen von Toten… nee, echt nicht…

  • Doch, diese Zahlen sind sehr wohl nüchtern und ich erfreue mich weder an niedrigen noch an hohen Opferzahlen. Jeder tote Mensch (ganz gleich warum er starb) ist ein toter Mensch und hat ein Andenken verdient.

    Ich liste diese Zahlen nicht auf, weil ich es so toll finde, sondern weil ich bei allem Übel, das Atomenergie mit sich bringt, auch noch ganz andere besorgniserregende Dinge auf diesem Planeten gibt.

    Flugzeugabstürze sind so ein Thema. Einen Tag in den Medien und schon wieder vergessen, obwohl hunderte starben. Atomenergie wird stark diskutiert, weil einfach nur das Potential einer Gefahr besteht, ohne dass es überhaupt zu einem schweren Problem kommt.

    In den 90ern gab es zwei Zwischenfälle, in den 00er Jahren gar nur einen. Viel mehr Menschen starben bei Unfällen im Flugverkehr und gar noch mehr im Strassenverkehr. Wer spricht noch davon? Niemand. Atomstrom ist böse – einfach aus Prinzip, weil “es könnte ja…” Das lasse ich nicht gelten.

    Gedenkt den Toten!

  • Niemand behauptet, dass das Leben risikolos sei – es gibt aber gewaltige Unterschiede bei den Risiken. Und es ist nun mal ein ziemlicher Unterschied bei den möglichen Folgen zwischen dem Risko eines Autounfalls oder eines Flugzeugabsturzes gegenüber dem Risiko eines Unfalls in einem AKW. Und es hat sich doch mehr als einmal gezeigt, dass die Kernenergie eben nicht beherrschbar ist…
    Und „Zwischenfälle“ gab es einige mehr, alleine schon in Deutschland:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_meldepflichtiger_Ereignisse_in_deutschen_kerntechnischen_Anlagen

    Und nein, Kernenergie ist nicht böse, weil irgendwas passieren könnte, sondern weil Unfälle immer passieren und die möglichen Folgen eines Unfalls in einem AKW unkalkulierbar sind. Und selbst wenn Unfälle 100%ig vermieden werden könnten – dann haben wir immer noch das ungelöste Problem mit dem Müll. Oder hast Du eine Lösung für die Endlagerung des hochradioaktiven Abfalls? Oder lässt Du das auch nicht gelten?

    Dann stellst Du Dir aber bitte einen Castor mit Atommüll in den Garten…

  • Carsten, ich verstehe völlig, was du mir mitteilen möchtest und ich gebe dir auch recht, dass Kernenergie ein ausgesprochen heisses Eisen ist. Man möchte eigentlich auch global viel stärker reglementieren, wer AKWs bauen darf und wo dies geschieht.

    Allerdings wehre ich mich gegen die reinen potentiellen Gefahren, die du ansprichst und die ja so überaus gravierend sind. Nach dem gleichen Prinzip müsste man auch die zivile (und militärische?) Luftfahrt verbieten – genau aus dem gleichen Grund: sich dreidimensional in der Luft zu bewegen und dabei mehrere hunderte Menschen zu befördern ist deutlich gefährlicher, als in einem Auto mit vier Reifen einigermassen sicher auf der Strasse herumzufahren.

    Und noch einen Schritt weiter: Autofahren ist deutlich gefährlicher, als gemütlich zu Fuss herumzulaufen. Und sowieso ist es sehr gefährlich, die eigenen vier Wände überhaupt zu verlassen.

    Meine Statistik hat keinesfalls etwas mit Zynismus zu tun und – hier wiederhole ich mich erneut – ich bin kein Fan von Kernenergie. Mir gefällt lediglich die Panikmache nicht.

    Gleichwohl muss man beachten, dass sich die Situation in Fukushima täglich zuspitzt und die Lage dramatischer wird. Das ist nicht gut. Überhaupt nicht gut.

    Das Geschäft mit atomaren Elementen ist gefährlich und viele Dinge (z. B. Endlagerung) sind nach wie vor ungeklärt. Aber so funktioniert nunmal unsere Welt. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Das ist keine Entschuldigung oder Ausrede, sondern eine Erklärung.

    Es liegt in der Natur des Menschen, Territorium für sich zu beanspruchen und in seiner Macht, sich zu entwickeln und (häufig auch schlimme) Erfindungen hervorzubringen. So war es schon immer und so wird es immer sein. Menschen werden immer (in der einen oder anderen Weise) Kriege führen und sich immer gegenseitig umbringen.

    Leider ist das so.

  • Der Fortschritt, auch wenn er in die falsche Richtung geht, hat immer auch seinen Preis. Es ist bei jeder anderen Technologie auch so, dass Menschen dabei sterben. Leider.

  • Klaus:

    Ich vermisse einen direkten Vergleich im Fazit. Konkrete Zahlen. XX vs. YY. Zumindest von den Sachen, die du recherchiert hast. Ohne ist der ganze Artikel wertlos.

  • ulrich:

    Die Anzahl der Toten ist nicht unbedingt relevant. An den Atomunglücken sind insgesamt ein paar tausend Menschen gestorben.
    Jedes Jahr sterben knapp hundertmillionen Menschen.
    Natürlich verdient jeder Tote ein Andenken, aber nicht einmal einer von einer Millionen Menschen stirbt durch Atomunfälle.
    Atomkraftwerke desshalb zu verbieten ist also eigentlich absurd. Vorher wäre es sinnvoll Schokolade zu verbieten, Durch übermässigen Schokoladenkonsum werden nämlich einige Leute dick und könnten an den gesundheitlichen Folgen sterben. Und das sind sicherlich mehr als an Atomunglücken sterben. Darüber würde aber niemand diskutieren.
    Viel wichtiger der zerstörte Lebensraum. Der Unfall in Tschernobyl beispielweise hat in einem grossen Gebiet in Europa einen Schaden hinterlassen.

  • Dann rechne mal eine Milliarde Tote die nächsten 100 Jahre, wenn in Fuki die eine Tonne Plutonium als schmutzige Atombombe verpufft.
    http://live-counter.com/atomkraftwerk-landshut/

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